Was sind Doujinshis?
Doujinshi, Dōjinshi, Dōjins oder einfach nur DJ´s sind Werke im Selfpublishing, die oft von Fans erstellt werden und sich auf bestehende Manga, Anime oder Videospiele, manchmal auch auf Filme beziehen. Diese Werke können verschiedene Genres abdecken und reichen von Parodien bis hin zu Originalgeschichten, die von den Charakteren und Welten der ursprünglichen Werke inspiriert sind. Es handelt sich um Fanfiktion und Fanart.
Per Definition entlehnt sich Doujinshi aus dōjin zasshi (»Zeitschrift von und für Gleichgesinnte«, dō-JIN sind Menschen, die den gleichen Geschmack und Interesse teilen, zasshi ist das Magazin).
Doujinshi werden in der Regel auf großen Conventions-Comic-Markets (Messen) verkauft und sind ein wichtiger Teil der Fankultur in Japan und darüber hinaus. Sie bieten den Künstler die Möglichkeit, nicht nur anderen Fans, sondern auch Scouts ihr Können zu präsentieren. Da sie an keine inhaltlichen Beschränkungen gebunden sind, bieten DJ´s viel kreative Freiheiten und bieten die Möglichkeit den konventionellen Rahmen zu erweitern.
Einige professionelle Künstler gingen und gehen aus den Doujinshi-Circles hervor, wie CLAMP oder Rumiko Takahashi. Einige Mankaga fühlen sich auch während ihrer professionellen Kariere der Szene verpflichtet wie z.B. Kazuma Kodaka (Kizuna), Inariya Fusanosuke (Maiden Rose), Taishi Zaou/Eiki Eiki (Love Stage!!), OJMOMO/Yoshi oder Minami Ozaki (Zetsuai), um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Da Doujinshi im Selbstverlag entstehen und im Allgemeinen nicht über den Handel vertrieben werden (wie Großbuchhandelsstrukturen), handelt es sich um Klein- und Kleinstauflagen. Die Bücher werden in der Regel nicht foliert verkauft.
Was bedeuten die einzelnen Genre?
Die verschiedenen Genre in der Manga- und Animewelt sind aus den Vorstellungen und Entwicklungen ihrer Zeit heraus gewachsene Zielgruppenorientierung. Sie dienen nur einer groben Einordnung und sind keines Falls dogmatisch zu betrachten.
Shojo
Shoujo (übers. Mädchen) oder auch Shōjo oder Shojo-Manga ist eine Kategorie von japanischen Comics und Graphic Novels, welche Geschichten erzählen, die sich vorwiegend an junge Mädchen und Frauen richten. Diese Manga zeichnen sich durch bestimmte stilistische und thematische Merkmale aus, die sie von anderen Manga-Genres unterscheiden.
Typische Merkmale von Shojo-Manga:
- Romantik und Emotionen: Zentral sind oft romantische Geschichten und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Protagonistinnen erleben erste Liebe, Freundschaft und Selbstfindung.
- Stil und Ästhetik: Shoujo-Manga haben einen charakteristischen Zeichenstil mit großen, ausdrucksstarken Augen und detaillierten Hintergründen. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Gefühlen und Stimmungen.
- Vielfalt an Themen: Neben Romantik behandeln Shojo-Manga auch Themen wie Abenteuer, Fantasy, Schulalltag, Drama und übernatürliche Elemente.
- Charakterentwicklung: Die Entwicklung der Charaktere und ihre emotionalen Reisen sind oft tiefgründig und vielschichtig.
Der erste Shōjo-Manga stammt aus der Feder von keinem geringeren als dem Godfather des Manga Ozamu Tezuka mit »Ribon no Kishi«, Erstveröffentlichung 1953, zu deutsch »der Ritter mit der Schleife« oder auch bekannt unter der Anime-Adaption »Choppy und die Prinzessin«.
Bekannte Shojo-Manga sind »Kaikan Phrase«, Kaoru Tadas »Rock’n’Roll Kids«, »Hallo Kurt« (Shunichi Yukimuro) oder »Ao haru ride« von Io Sakisaka. Aber auch Prinzessinnen und (Super)-Heldinnen-Geschichten.
Wer kennt nicht Riyoko Ikedas »Lady Oscar«, CLAMP »Card Captor Sakura«, Naoko Takeuchis »Sailor Moon« oder die Geschichten im Sport von »Mila Superstar« oder »Die kleinen Superstars« um die Turnerin der rhythmischen Sportgynastik Hikari Kamijo?
Shojo-Manga haben nicht nur in Japan, sondern weltweit eine große Fangemeinde gefunden. Sie bieten eine Mischung aus emotionaler Tiefe, bezaubernden Zeichnungen und fesselnden Geschichten, die Leser jeden Alters ansprechen.
Shounen
Shounen (übers. Junge), auch Shōnen oder Shonen geschrieben, bezeichnet das Genre japanischer Comics, welche sich vorwiegend an ein junges männliches Publikum richtet. Je nach erzähltem Inhalt ist der Übergang fließend. So besteht die tatsächliche Leserschaft oft aus allen gesellschaftlichen Gruppen. Beste Beispiele dafür sind »One Piece« von Eiichiro Oda, »Naruto« von Masashi Kishimoto, »Attack on Titan« von Hajime Isayama, »My Hero Academia« von Kohei Horikoshi, »Fairy Tail« von Hiro Mashima, »Soul Eater« von Atsushi Oukubo oder das »Pokémon«-Universum, dass auch jenen bekannt sein dürfte, die die Worte Anime und Manga noch nie gehört haben.
Typische Merkmale von Shounen-Manga:
- Action und Abenteuer: Zentral sind oft actionreiche und abenteuerreiche Geschichten mit aufregenden Kämpfen und Herausforderungen. Die Protagonisten erleben häufig epische Reisen und gefährliche Missionen.
- Ein häufiges Thema ist der Wettbewerb, sei es im Kampf, Sport oder anderen Aktivitäten. Die Charaktere wachsen an ihren Herausforderungen und verbessern kontinuierlich ihre Fähigkeiten.
- Die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenarbeit wird stark betont. Protagonisten haben oft treue Freunde, die ihnen in schwierigen Situationen bei Seite stehen.
- Neben ernsten und spannenden Momenten enthalten Shounen-Manga auch humorvolle Szenen und komödiantische Elemente, die für eine unterhaltsame Abwechslung sorgen.
Shounen bewegt sich in Heldenreisen durch Abenteuer, Fantasy, Science-Fiction-Welten zwischen Raumfahrt und Roboter, wie in Osamu Tezukas »Astro Boy«, Leiji Matsumotos »Königin der 1000 Jahre«, »Captain Harlock«-Serie, durch die Historie, wie dem alten Japan der Samurai (»Samurai Deeper Kyo«), »Golden Kamuy« von Satoru Noda, welche um die Zeit 1905 spielt sowie dem zweiten Weltkrieg wie in »Die letzten Glühwürmchen« oder »Der Junge und der Reiher« vom Meister der Animation Hayao Miayasaki, Studio Ghibli und Horrorgeschichten wie »Gegege no Kitaro« von Shigeru Mizuki.
Hervortretende Genre sind Mecha wie Hideaki Annos »Neon Genesis Evangelion«-Reihe, »Code Geass«, »Guns & Girls« (»Kantai-Collection«) oder die große Sparte des Sports, hier sind unter anderem zu nennen »Captain Tsubasa« von Yoichi Takahashi, »Slam Dunk« von Takehiko Inoue, »Haikyuu!!« von Haruichi Furudate und »Kuroko's Basketball« (»Kuroko no Basket«) von Tadatoshi Fujimaki.
Shounen Ai
Shounen Ai oder Shōnen Ai wird wörtlich übersetzt mit »Knabenliebe« und ist ursprünglich ein Subgenre des Shoujo. Es beschreibt die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern. Frühe Shounen Ai waren häufig überaus romantisiert und idealisiert, sowohl in der Form des Settings als auch in der meist schönen, androgynen Darstellung der Protagonisten. Die wahre und tiefe Liebe im Duktus von »Romeo und Julia«, tragischer Ereignisse und Hindernisse, Ängste und Missverständnisse, die es zu überwinden gilt. Der erste Manga dieses Genres war 1970 »Sunroom Nite« von Keiko Takemiya. Hier zu Lande sind ihre bekanntesten Werke »Kaze to Ki no Uta« (»Das Lied von Bäumen und Wind«) mit zerbrechlich, eleganter Darstellung der Charaktere, selbstzerstörerischer innerer Verzweiflung und Liebe sowie »Terra e« oder »Toward to Terra«. Weitere Beispiele sind die Mangas von Moto Hagio. Die Hauptfigur Edgar eines ihrer in Japan bekanntesten Werke »Poe no Ichizoku« wird in Theateraufführungen durch die berühmte Takarazuka Schauspielerin Rio Asumi verkörpert. Hauptzielgruppe waren Mädchen und Frauen. So wird die Mehrheit der auch aktuell veröffentlichten Mangas des Shounen Ai von Frauen gezeichnet. Wurden die Geschichten zunächst in Shoujo-Magazinen veröffentlicht, hat das Genre heute seine eigene Sparte gefunden. Das wohl älteste BL-Magazin ist »June« (1978 - 1995). Aktuell bekannte Magazine, die meist in Form von Anthologien erscheinen, sind »Be Boy« (Ayano Yamane - Finder), ihrHertz (Inariya Fusanosuke – Hyakujistu no Bara), GUSH (Hinako Takanaga - Verliebter Tyrann) oder Dears+ (Aya Sakyo – Kuroneko).
Das Shounen Ai hat sich weiter entwickelt:
So verschwand der Begriff bis in die 90er Jahre aus dem Verlagskatalog und wurde weltweit, so auch in Japan, durch die Bezeichnung Boys Love ersetzt.
Der Stil heutiger »Boys Love« oder BL-Manga erinnert weniger an die schlanken androgynen Bishounen als mehr an K-Pop und J-Pop Boybands sowie TV Drama typisierten Charaktere. Künstlerische Genre, die sich gegenseitig inspirieren und prägen.
Yaoi
Eine Spielart des »Boys Love« ist Yaoi. Das Yaoi zeichnet sich durch eine explizite sexuelle Handlungen aus und hat sich vor allem durch die Doujinshi-Szene – hier können die meist engen Vorgaben der Verlage durchbrochen werden – etabliert. Galt Yaoi zunächst als anrüchig, da es weniger um die Beziehung als um die explizite Darstellung gehen würde, hat Yaoi großen Einfluss in die Manga der Verlage gefunden. Es beweist, dass die Geschichte der Beziehung ebenso tiefgründig beschrieben werden kann, wie es der Focus des typischen Boys Love-Manga beinhaltet – der ohne die deutliche Darstellung erzählt – (Kanna Kii »Ein Fremder im Frühlingswind«, Natsuki Kizu »Given«, Rihito Takarai - »Seven Days«, Eiki Eiki, Taishi Zaou - »Love Stage!!«, Maki Murakami - »Gravitation« oder der Anime »Yuri on Ice«) explizit erotische Handlungen aufzeigen kann.
Der deutsche Buchmarkt unterscheidet selten zwischen Boys Love und Yaoi. Yaoi sind meist an ein älteres Publikum gerichtet und je nach Grad des Gezeigten mit einem Altershinweis (16+ oder 18+) versehen.
Zu nennen sind beispielsweise »Sakura Gari« von Yuu Watase, »When a men loves a men« von Youka Nitta, »Untouchable« von Aya Sakyou, »Ten Count« von Rihito Takarai, »Junjo Romantica« und »Hatsukoi« von Shungiku Nakamura oder die bereits genannte »Maiden Rose« und »Finder«.
Yuri
Das Gegenstück zum Shounen Ai ist Shoujo Ai – zum Yaoi, Yuri (dt. Lilie). Yuri-Manga sind auf dem weltweiten Markt noch weniger verbreitet. Auch die Bezeichnung Girls Love oder GL hat erst jüngst in das Kategoriensortiment der Verlage Einzug gehalten. Yuri-Anthologien konnten auf dem japanischen Markt bisher keinen Fuß fassen.
Hier bekannte Beispiele für Yuri-Manga sind: »Netsuzou Trap« von Naoko Kodama, »Citrus« von Saburouta, »My Younger Senpai« von Fuki Hinohara, »Flüster mir ein Liebeslied« von Eku Takeshima oder »Smalltown Girls« von Yuhta Nishio.
Josei
Josei-Manga oder auch Ladies-Comics genannt, sind entsprechend ihrer Themen speziell an erwachsene Frauen gerichtet.